Atomkraftwerk #klimaretten

Immer wieder wird als Klimaschutzmaßnahme vorgeschlagen, Atomkraftwerke neu zu bauen oder länger laufen zu lassen. Dagegen spricht so ziemlich alles: die AKWs sind viel zu gefährlich, die Endlagerung ist immer noch nicht gesichert. Viele Länder sind politisch instabil und im (Bürger-)Krieg oder davon bedroht. Atomkraftwerke sind viel zu teuer – nach massiven Sicherheitsproblemen und ökonomischem Deaster beim Bau des AKW Flamanville hat sogar Frankreich seine Ankündigung zum Neubau von AKW zurückgezogen.

Die Atomenergie wird immer mal wieder als Klimaschutzlösung ins Spiel gebracht, so etwa von der World Nuclear Association (WNA) oder der Internationalen Energieagentur (IEA). Die Atomenergie ist durch den komplizierten Bau und die aufwendige Förderung und Verarbeitung von Natururan zwar auch mit CO2-Emissionen verbunden, aber gegen die Atomenergie sprechen hauptsächlich die hohen Störfallrisiken und die nach wie vor nicht gesicherte Endlagerung. Die Atomenergie ist eine Hochrisikotechnologie – wie die Katastrophen in Tschernobyl und Fukushima und mehrere Beinahe-Katastrophen wie im US-amerikanischen Harrisburg oder der noch glimpflich abgelaufene Totalausfall 2006 im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark zeigen. Atomkraftwerke stellen zudem bei terroristischen Angriffen und im Kriegsfall (z. B. Ukraine) ein extrem hohes Sicherheitsrisiko dar. Die Nutzung von Uran zur Produktion von Strom lässt sich außerdem über die Brennstoffkette nicht von der potenziellen Nutzung zum Bau von Atombomben trennen – wie die aktuelle Diskussion um das iranische Atomprogramm zeigt. Aber es gibt noch mehr Gründe:

  • Die Atomenergie ist schlicht zu teuer und wird immer teurer, wohingegen die Erneuerbaren Energien Photovoltaik und Windenergie immer billiger werden. Die „modernen“ Neubauten des Typs EPR (European Pressurized Reactor) des französischen Herstellers Framatome in Flamanville in Frankreich und Olkiluoto in Finnland werden mit elf beziehungsweise zehn Milliarden Euro voraussichtlich dreimal so teuer wie geplant. Beide Anlagen sind auch noch mit erheblichen Qualitäts- und Sicherheitsmängeln verbunden. Die Fertigstellung hat sich bei beiden Anlagen um viele Jahre verzögert. Olkiluoto sollte im Jahr 2009 in Betrieb gehen, Flamanville im Jahr 2012.
  • Die Atomenergie leistet mit mageren zwei Prozent der nutzbaren Primärenergie nur einen höchst bescheidenen Beitrag zur Deckung des Weltenergiebedarfs. Und selbst ihr Anteil an der weltweiten Stromerzeugung ist mit elf Prozent noch geringer als der der Wasserkraft.
  • Derzeit sind rund 450 Atomkraftwerke in Betrieb. Um den Beitrag der Atomenergie wesentlich zu erhöhen (zum Beispiel um den Faktor 3), müssten 1.350 Atomkraftwerke neu gebaut werden. Schon die heutigen Uranreserven reichen nur noch 50 bis 70 Jahre und wären bei einem solchen Atomenergieausbau nach 20 bis 30 Jahren erschöpft. Eine Wiederaufbereitung abgebrannter Kernbrennstoffe in Wiederaufbereitungsanlagen wie etwa im französischen La Hague ist prinzipiell möglich, aber noch wesentlich riskanter als der Betrieb von AKW.
  • Ein Blick auf die Weltkarte zeigt eine Vielzahl von politisch instabilen Ländern, von Krisenregionen und von Erdbebenregionen – das wirft die Frage auf, wo diese 1.350 AKW gebaut werden sollten? In Afghanistan? Im Nahen Osten? In Pakistan? Im Sudan? Wieder in der Ukraine? Oder einfach 100 in Deutschland, 100 in Frankreich, 50 in der Schweiz, 50 in den Niederlanden, 50 in Dänemark, 100 in Polen etc.?
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